Steve Jobs hatte ein kleineres iPad immer abgelehnt, weil er es für nicht gut handhabbar hielt: Man müßte den Leuten dann auch einen Anspitzer für ihre Finger mitliefern. Hat Apple seine Meinung geändert?
Apple plant seine Produkte ziemlich lange voraus, so daß man davon ausgehen sollte, daß das iPad mini, obwohl ein Jahr nach seinem Tod erschienen, auch noch unter Steve Jobs konzipiert wurde.
Das iPad kleiner zu machen, ist nicht trivial. Man kann nicht die gleichen Bauteile nutzen, wenn es nicht in irgendeiner Form dicker werden soll. Beläßt man die Ränder so breit wie beim originalen iPad, wo sie zum Festhalten dienen, dann sehen sie überdimensioniert zur kleineren Diplayfläche aus. Man kann es also nicht einfach schrumpfen, man muß es anders entwerfen.
Sie haben zwei der Ränder kleiner gemacht und die Systemsoftware so angepaßt, daß das Festhalten nicht als Touch-Kommando interpretiert und an die Apps weitergegeben wird. Die Hardware wurde auch komplett überarbeitet, um es dünner zu machen, obwohl es eine kleinere Fläche zur Verfügung hat.
Das iPad mini hat im Vergleich zu ähnlich großen anderen Tablets ein besserers Verhältnis zwischen Display und Gesamtfläche: Es nutzt den Platz besser aus. Gleichzeitig ist es auch noch leichter und deutlich schmaler als ähnliche Geräte. Obendrein hat es nicht nur wie die anderen kleinen Tablets WLAN, sondern auch UMTS und LTE, ist also im Vergleich zur Konkurrenz wirklich mobil. Kameras hinten und vorne kann sonst auch kein Konkurrent aufweisen. Auf der anderen Seite haben einige Konkurrenten 30% mehr Pixel im Display, das iPad mini jedoch die größere Nutzfläche. Nicht zu vergessen ist auch die Software: Auf dem iPad mini sieht man bis zu 67% mehr von einer Webseite als auf den anderen kleinen Tablets, einerseits wegen der größeren Fläche, andererseits weil der iOS-Browser der Webseite mehr Fläche für ihren Inhalt bietet. Schön zu sehen ungefähr bei Minute 57 von Apples Präsentation.
Der wesentliche Punkt für Apple bei der Entwicklung des iPad mini war offenbar, daß sie das Original etwas kleiner machen, so daß man es in einer Hand halten kann, aber ohne dabei auf Funktionalität und Features zu verzichten, wie es bei allen Konkurrenz-Tablets der Fall ist. Man hat also ein vollwertiges kleines Tablet, das durch ein Redesign bei Soft- und Hardware möglich wurde. Vor ein paar Jahren waren einige der gemachten technischen Verbesserungen (Display-Dicke et cetera) und damit eine kleinere iPad-Version bei gleichen oder besseren Features (Nutzflächen-Verhältnis) noch nicht möglich. Wie man an den dicken Rändern und den fehlenden Features der aktuellen Konkurrenz leicht sehen kann, hatte Apple guten Grund, keine Kompromisse zu machen und ein iPad mini erst jetzt zu bringen.
Eine Sache noch zur Keynote: In den ersten Minuten sind diverse Szenen vom iPhone 5-Verkauf am Jungfernstieg in Hamburg zu sehen. Blick von der Binnenalster auf den Store, Warteschlangen, Reaktionen der Käufer. Wer die Gegend kennt, wird vieles wiedererkennen. Zwischendurch zeigen sie auch New York.